Dienstag, 24. Juni 2014

Airsoft - Pay to Win? - Teil 1

Hi,

Heute mal ein Thema, was zumindest in meinen Kreisen in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung verloren hat, aber dennoch ab und zu regelmäßig in Foren auftaucht.

Durch die zunehmende Veränderung der Computerspieleindustrie, zunächst mit der Entstehung der Browsergames, später das Geschäftsmodell der Free-to-Play-Titel, sowie die Tendenz der zunehmenden Entwicklung der Branche in diese Richtung, ist der Begriff "Pay-to-Win" in Mode gekommen und eine tolle Möglichkeit geworden den besseren Spieler mit etwas neuen als dem Cheating beleidigen zu können, um eine Ausrede für die eigene Unfähigkeit zu finden. Oder für Leute die Geld bezahlen wurde die Möglichkeit aufgetan Geld in gefühlte Macht umzuwandeln.
So wurde aus den Wallhackern der Vollpreis Egoshootern der "Gold-Noob" von World of Tanks. Auch wenn in vielen Fällen jegliche Unterstellungen in diese Richtung falsch sind.

Verabschieden wir uns von unseren kleinen Ausflug in die PC-Spiel-Historie der 2000er und 2010er Jahre und widmen wir uns der Definition des Problems um es auf Airsoft übertragen zu können.

Die enzyklopädische Definition

http://de.wikipedia.org/wiki/Pay-to-win#Rezeption
"Viele Spiele sind zwar ohne zusätzlichen Einsatz echten Geldes spielbar, kosten aber unverhältnismäßig viel Zeit, sind mit kostenlosen Mitteln schwerer zu gewinnen oder bieten Nachteile im Wettkampf.Teilweise gehen Publisher so weit, essentielle Gegenstände nur noch gegen echtes Geld anzubieten. In diesem Fall ist dann eindeutig von „pay-to-win“ die Rede. Fraglich bleibt somit bei jedem Spiel, wie weit die Lücke zwischen zahlenden und nicht-zahlenden Kunden wird."

http://de.urbandictionary.com/define.php?term=pay-to-win
"Games that let you buy better gear or allow you to make better items then everyone else at a faster rate and then makes the game largely unbalanced even for people who have skill in the game without paying."

Der Duden hatte btw. keine Definition dafür.

Schauen wir uns die Definitionen an.
Keine der Definitionen sagt: Gib (viel) Geld aus und du gewinnst automatisch jedes Spiel.
Ebenfalls sagt keine: Gib mehr Geld aus und du wirst mehr/bessere Erfolge feiern.
Beide sagen: Das Ausgeben von Geld verschiebt das Balancing in deine Richtung. Es kann einfacher werden Erfolge zu erzielen indem man (mehr) Geld ausgibt. 
Das gilt für schlechte und gute Spieler.
Wikipedia geht außerdem noch darauf ein, daß eine Alternative zum Ausgeben von Geld, das investieren von persönlicher Zeit ist, um später entsprechende "Wins" erzielen zu können.
Daß für essentielle Dinge Geld ausgegeben werden muss, ist im Airsoft klar und damit haben wir einen wunderbaren Übergang zur Übertragung eben jener Themen auf das Gebiet Airsoft.
(Wer kein Geld für egal was Kleidung, Waffe, BB, Akku, Strom [Entsetzensschrei], Anfahrt, Ticket/Eintritt, zahlen muss, weil er einen Mäzen gefunden hat, kann sich gerne mit diesem an mich wenden. Wenn es jemand verdient hat kostenlos oder gegen Geld Airsoft zu spielen, dann wohl ich.)
Airsoft ist also schon mal kein Free to Play. Womit genau genommen die Essenz der Definition nicht erfüllt ist. Aber theoretisch wäre es ja auch bei Vollpreistiteln denkbar, daß man über DLC, AddOns (Company of Hereos - Tales of Valor) etc. Vorteile und Dinge gegen Geld erhalten könnte. Allein schon, weil man erst gegen Geld auf die meisten Gelände und dort spielen darf, sowie eine Anreise zu finanzieren hat (zumindest einer der Beteiligten Mitfahrer).

Arbeiten wir also mal eine Liste von Dingen ab, die ein Airsoftspieler zum spielen benötigt.
(Im folgenden weiß ich, daß man auch teure Sachen von hohem Wert billig ergattern kann, sowie einige Chinawaffen grundsätzlich gut (Cyma AEPs) oder Glücksgriffe (1 von 10 JG G36C) sein können und damit auf den Niveau von Mittelklasse Waffen liegen können. Die Tendenz, daß mehr ausgegebenes Geld im richtigen Bereich, aber zu einer besseren Ausrüstung führt, nehme ich aber im folgenden mal als weitesgehend gegeben an, bzw. werde an entsprechenden Stellen darauf eingehen. Wer eine Tokyo Marui kauft, hat mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eine bessere Waffe als jemand der eine DBoys kauft. Mir geht es eher darum wie groß der Einfluss der Qualität der Ausrüstung auf sein Spielergebnis [welches kaum zu definieren ist] ist, als darum eine Grenze zwischen gut=teuer und billig= schlecht zu ziehen.)

Das Klischee und die üblichen Gepflogenheiten erfordern sich als ersten Ausrüstungsgegenstand, wenn man nur in die Nähe von Feldern kommen will, sich eine Schutzbrille zuzulegen.

Absoluter Standard ist hier aktuell noch die Swiss Eye Raptor für ca 30 bis 35€, wobei die Revision Sawfly (Neupreis 120€) mit ihren 40 bis 45€ Neu-Angeboten gerade noch stark im kommen ist. Dazu kommen Modelle von Bollée, Paintball Fullface Masken, Gittermasken, Gitterbrillen und viele, viele andere.
Die Tendenz, daß teure Modelle seltener beschlagen, ist (bei den Polycarbonatmodellen) ohne Frage vorhanden, aber nicht immer.
Oft sehe ich Spieler, häufiger relative Anfänger, mit ihrer Beschlagenen Schutzbrille (nicht selten Swiss Eye Raptor) keuchend um eine Ecke oder hinter einen Busch hocken und verzweifelt versuchen mit ihrem vollgeschwitzen Palituch die vor Nässe triefende Brille wieder zu entnebeln.
Teure Modelle an Brillen, Antibeschlagsmittelchen und die meisten Maßnahmen gegen so etwas kostet grundsätzlich etwas mehr Geld, was viele Spieler teilweise nicht bereit sind auszugeben und mit den Folgen leben müssen.
Gut belüftete Selbstbauten kosten meist auch Zeit.
Also beim BrillenFaktor kann man durchaus sagen, daß mehr Geld zu einem besseren Spielerlebnis führt. Wenn auch nur mit sehr geringem Einfluss.
Gittermasken/-brillen haben diesen expliziten Nachteil natürlich nicht, haben dafür aber andere Nachteile, die man aber eher subjektiv oder später beleuchten kann.

Nächster Punkt, der oben schon halb angesprochen wurde. Masken.
Ohne Fragen haben Gittermasken und Paintballmasken bei Waffen mit niedriger Visierlinie (sofern man überhaupt genau zielt) einen Nachteil, da man nicht anständig in die Optik sehen kann, wenn die Abstände nicht stimmen. 
Ihren Vorteil großen sicherheitstechnischen und spielerische Vorteil will ich aber nicht außer Acht lassen.
Man spiel angstfreier, offensiver. Wenn man keine Angst vor Gesichtstreffern haben muss, weil alles angemessen geschützt ist, kann man weniger Körperfläche zeigen, wenn von vorne die Kugeln prasseln, kann man trotzdem Feuer geben und frontal ins Feindfeuer rennen ohne Skrupel vor blutigen Wangen oder ausgeschossenen Zähnen haben zu müssen. Auftauchen um Ecken hinter denen schreckhafte Feinde sitzen etc. wird auch weniger angsteinflößend.
All das sind Aktionen bei denen viele Spieler ohne Maske oft zögern aus Angst vor Schmerz und Verletzung.
Modifikation und Anpassung von Ausrüstung an Waffen, Visirlinienhöhen, sowie weitere eigene Bedürfnisse kosten natürlich ebenso Zeit und Geld.
Auch hier sehe ich den Pay to Win Anteil, also das verschieben des Gleichgewichtes in die Richtung der jenigen die Mehr Zeit oder Geld investiert haben als weitesgehend gegeben, aber wie bei den Brillen als gering an.

Nächster Punkt: Ausrüstung und Kleidung. 1st und 2nd Line 
(3rd Line klammere ich mal aus. Einerseits um nicht vom Hundertsten ins Tausendste zu kommen und andererseits wegen mangelnder Relevant auf nahezu jedem Airsoftspiel weltweit. Außerdem gelten hier ähnliche Argumente wie auch sonst.)
Am häufigsten vertreten ist im deutschen Airsoft wohl die Bundeswehrfeldhose, fast genauso oft die Bundeswehrfeldbluse. Beides zusammen im Gesamtwert von 2 bis 5€.
Jeans und schwarzer Pullover stammen oft aus dem eigenen Kleiderschrank oder gefühlt aus der Altkleidersammlung und lassen sich damit kostentechnisch nahe 0 einordnen.
Was ist also an Kleidung für Luft nach oben?
Knieschoner, weich in Hosen im Kommandoschnitt, fest in Crye und Klonen sowie extern aufgebracht.
Kleidung aus festeren Stoff, der die Schmerzhaftigkeit von Treffern gegenüber den extrem dünnen Feldblusen oder Tshirts die Schmwerzhaftigkeit der Treffer reduzieren und damit die Offensivwahrscheinlichkeit erhöhen.
Ich mache es kurz: Wieder leichter Vorteil durch Geld möglich, aber nicht verpflichtend. Gute, rücksichtlose Spieler gegenüber dem eigenen Körper, sowie richtig gewählte Kleidung, welche einfach nur nicht behindert, werden sämtliche Nachteile null und nichtig erklären machen können. Das Spiel mit Knieschonern (abhocken, hinwerfen) wird nur angenehmer, eher gewinnen, Abschüsse landen oder Aufträge erfüllen wird man dadurch nicht. Bei längeren, anstrengenden Spielen vielleicht später verletzungs-/erschöpfungsbedingt ausscheiden. 
Die 2nd Line. Die gute, alte Weste, der Plattenträger, das Chestrig, der Belt und was es noch so alles gibt.
Oft sehe ich bei Anfängern diese schwarzen Billigwesten. Ob MilTec, MFH oder sonstiges Chinazeugs. Ca. 2 Magazintaschen dran, gerne ganz leer (wobei ich mich da frage warum man sie trägt). Dann übt man mit diesen Konsorten das Nachladen oder schaut ihnen im Spiel zu:
Tasche auf. Am Magazin ziehen. "Zuppel, Zerr, Reiß" Die halbe weste kommt hinter her aber das Magazin will nicht raus. Zweite Hand wird genommen etc.
Faktisch ist diese Betrachtung aber relativ unwichtig, da die Nutzer solcher Westen oft eh nur eins (das mitgelieferte) Highcap nutzen.
Ein paar Euro mehr können hier sehr viel Bringen.
Tasche auf, Mag raus, Mag in Waffe. Vorher oder Nachher leeres Mag in Dump Pouch der ebenfalls Geld kostet.
Für Mehr Geld kommen entsprechend innovativere, besser zu individualisierende oder schlicht und ergreifend schnellere Zugriffsmethoden in Frage.
Ob Magazintaschen und 2nd Line überhaupt notwendig sind, werde ich aber in späteren Blogs, sowie bei der Magazinfrage unter Waffen erörtern. Teurer sind sie alle mal, je besser sie werden.
Vorteile verschaffne sie, aber nicht in einen schwerwiegenden Maße.

Für 1st und 2nd Line gilt: Gute Ausrüstung kann auch schnelleren, angenehmeren Zugriff zu Spielmaterialien (Karte, Verband für Medicregel, Stift, Spielrelevante Punktebringer etc.) verursachen ;) .

Fazit bisher:
Geld kann dein individuelles Erlebnis schöner machen, aber es geht definitiv auch auf Sparflamme


Damit mache ich erstmal Schluss und werde die viel interessanteren Themen ausgraben und im zweiten Teil besprechen. Die Wall of Text ist schon viel zu lang.

Daher hier meine eigene Stichpunktsammlung der "To-Do-Liste":
It's all about the gun
Tuning; viel Zeit statt viel Geld
Highcaps als Kostenersparnis
Events und Eventkosten
Was ist Erfolg im Airsoft überhaupt? Sieg? Eigener Spaß? 

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