Willkommen zum zweiten Teil der hochinteressanten Frage ob Airsoft in irgendeiner Art und Weise mit Computerspielen und Tätigkeiten zu vergleichen ist, in denen viel investiertes Geld, das eigene Ergebnis und Erlebnis erheblich positiv beeinflussen kann.
Kurz die Erkenntnisse und Thesen vom 1. Teil.
Pay to Win, heißt nicht, daß in das Hobby reingestecktes Geld in Spielsiege oder Spielspaß umgewandelt wird, wohl aber daß die Wahrscheinlichkeit eines Sieges oder die Güte des eigenen Spielerlebnisses steigt.
Diverse Sicherheitsmaßnahmen oder qualitativ hochwertigere und angepasste Ausrüstung kann, richtig angewendet, das investierte Geld in Spielspaß und Erfolge in relativ geringem Maße umwandeln.
Beginnen dieses mal wir mit dem Lieblingsthema von fast allen Airsoftspielern:
"It's all about the gun".
Als unfragliches, absolutes Zentrum und einziger Schnittpunkt aller Airsoftspieler und -spiele, ist die Airsoftwaffe unser heiliger Gral. Mit ihr steht und fällt Airsoft, sowie die Möglichkeit es auszuüben. Bei Verbot von Airsoftwaffen, kein Airsoft.
Wieviel Geld investiert man also in sein Allerwertestes? Und wie steigerungsfähig/-willig ist man nach jedem Kauf, nach jedem Spiel, was nicht so lief wie erwartet? Wieviel würden wir zahlen um mit "dem da" mithalten zu können? Und was bringt es uns überhaupt?
Zunächst einmal ist alles eine Frage des
"Meta", zu deutsch das
Spielerumfeld. Ein Begriff den ich letztens habe kennen lernen können, als ich mich nach Jahren mal über die Theorie zu Magic the Gathering belesen hatte. Das Meta umschreibt die Spielumgebung in der man sich bewegt. Im Airsoft wäre das
die spielerische Qualität,
die eingesetzten Waffen (gut/billig, 0,5J/JouleMonster, Highcap-Gespraye/Einzelschussgenauigkeit),
die Ausrüstung (Haben die überhaupt Magazintaschen?) und
die Spielfelder (CQB, Freifläche, gemischt; Mündungsenergieregeln!).
Kurz: Um auf Spielfeldern als durchschnittlich guter Spieler, soviel Spaß und Erfolge zu haben, wie der durchschnittliche Spieler vor Ort,
sollte man eine Waffe haben, die dem
ungefähren Meta entspricht.
In einen
CQB Gelände wo nur 40€ 0,2J Knarren unterwegs sind, werde ich mit eben einer solche in etwa soviel Spaß haben wie diese.
Auf einem 3m^2
kleinen Gartengelände, wo nur 0,5J-Federdruckwaffen zugelassen sind und mit diesen gespielt wird, sollte man vermeiden etwas anderes zu nehmen. Durchschnittliche Qualität lässt den Durchschnittspieler mit anderen Spielern mithalten.
Bei
weitläufigen Kiesgruben wo alle mit 2 bis 5J WE-Closed-Bolt M4 und Scars rumbratzen, wird man mit einer 40€ Federdruck unter 0,5J wenig Spaß haben.
Wenn die dann auch noch alle mit vielen Magazinen und lockeren Triggerfinger spielen, sind oft Real-Caps oder lange, sperrige Repetierer unangebracht.
Hier gilt also oft:
Wer mit der falschen Waffe auf das falsche Gelände kommt, wird sowieso weniger Spaß haben. Wo in Gängen permanent die 0,5er Highcap-MGs die Türen abklappern, hilft oft die beste SAEG nichts (vor allem bei potentieller Unterschreitung der Sicherheitsabstände. http://punktblog-punkt.blogspot.de/2014/05/sicherheitsabstand-und-effektive.html).
Wer mehr Geld ausgibt hat also nicht automatisch bessere Chancen (Eine Systema für das Haus oder den Garten), kann aber auch seine Ausrüstung
besser auf das Meta angleichen und somit sein Spielerlebnis verbessern (bessere 0,5J AEG als die anderen CQB-Besucher, bessere 0,5er Federdruckwaffe, hochwertigere SAEG als die anderen mit höherer effektiver Reichweite, kleineren Streukreis und niedrigerem Sicherheitsabstand).
Wer aber weniger Geld ausgibt als der Schnitt, wird aber fast immer den kürzeren ziehen und schnell feststellen, daß er outgeranged (geiler Anglizismus, oder?) wird und in den meisten Fällen
mit dem Hobby aufhören oder seine Investitionsbereitschaft erhöhen.
Auf Fällen wie "Ich kauf mit jetzt eine Systema!"... "Wie ich kann nicht mitspielen weil die über 0,5J/1,5J hat? Aber ich hab doch 1500€ dafür bezahlt! :o", als Fehlinvestition gehe ich mal nicht ein.
Wir merken uns: teurer geht (fast) immer.
Billiger wird euch weniger Spaß machen, als dem Schnitt (wenn ihr nicht gerade spielerisch sehr überdurchschnittlich gut spiel).
Also: Ist Airsoft eher ein "No Pay no Gain?"
Nein, denn das wäre die Definition von Pay to Win die wir wollen. Wer nichts (hier: weniger) ausgibt, hat weniger Spaß.
Auch wichtig: Viele, besonders junge, Metas neigen dazu sich in der Qualität hochzuschaukeln oder zu steigern. "Boah, der hat ja ne geile JG G36! Die ist ja viel besser als meine Dualpower, die will ich auch!" - (2 Monate später) "Boah, der hat ja ne geile G&G M4 high Cylce! Die ist ja viel besser als meine JG G36, die will ich auch!" - etc. etc.
Damit kann es einen inaktiven, armen oder zahlungsunwilligen Spieler passieren, daß das Meta ihn überholt, obwohl er mal eine der "stärksten 0,5er" hatte.
Ob und inwiefern ab der Preisklasse der LowBudgetwaffen hochwertiger Hersteller (aktuell sind da G&G Combat Machine und Ares Amoeba sehr im Kommen) und teurere Waffen da große Unterschiede bieten, sei mal dahin gestellt. Grundsätzlich kriegt man für mehr Geld die höhere Wahrscheinlichkeit auf bessere Ergebnisse unter ähnlichen Bedingungen. Wenn man eine Sytema kauft, auspackt, losspielt, wird man eher die 50m Marke treffen als mit neuen Classic Army Waffen. Mit richtiger Wahl von Kugeln und anständig eingestellten HopUp, schaffen das erfahrungsgemäß aber auch Waffen von Herstellern im unteren Mittelklassebereich.
Womit wir beim nächsten Thema wären: Wahl von
BBs und Verbrauchsmaterialien. Oder auch:
"PFFFFFTTTT!"
Die Wahl der richtigen BBs für die richtige Waffe kann ein langer, ermüdender Prozess sein. Bestellen, HopUp einstellen, testen, Streukreis und effektive Reichweite bestimmen. An sich ein Vorgang der keine internen Modifikationen der Waffe erfordert (Tuning weiter unten), aber ebenso Zeit und arbeitsintensiv ist, wie dieser.
Allgemein kann man sagen, daß man mit teureren BBs, die weniger Toleranzen aufweisen bessere Ergebnisse erzielen kann. HopUp wirkt gleich und gut, Lauf hat immer den gleichen Einfluss, Kugeln flattern weniger oder deutlich später. Verschiedene hochwertige BBs verschiedener Hersteller zu testen lohnt sich. Am Ende landet man oft bei einer Sorte die erheblich teurer ist, als das was der Durchschnitt nutzt.
Was hat man davon?
Höhere effektive Reichweite, mehr Ersttreffer, mehr Spaß.
Was noch? Weniger Geld.
Mehr Ausgaben.
Gute BBs kosten mehr Geld und erhöhen damit die laufenden Kosten. Im Airsoft ein Posten der (zumindest für mich) allerdings kaum eine Rolle spielt.
Ob ich für meine Tüte von 3300 BBs jetzt wie früher 30€ für die guten, alten BioVal (Qualität hat stark abgenommen!) zahle oder 20€ für eine Tüte King Arms 0,28er die nicht so gut und weit fliegen, ist im Monat, Quartal, Halbjahr, Jahr oder wie lange auch immer eine Tüte hält ein völlig minimaler Unterschied. Die 10€ hab ich. Die aktuell von mir genutzten Green Devil (meist 0,25er und 0,3er aber ich habe alle Gewichte an Lager) sind auch nicht die billigsten, liefern aber von den aktuell hergestellten BBs die besten Ergebnisse.
Aber auch hier: Teure BBs sind das Äquivalent zur Goldmunition in World of Tanks! Billig-BBs sind zwar nicht kostenlos, aber da könnte ich in verzicht auf ein besseres Spielerlebnis Geld sparen.
Wer will das? Viele Spieler die ich kenne. "Ach, der Unterschied lohnt nicht." Ihre Entscheidung. Ich hab lieber das Beste.
Weitere Verbrauchsmaterialien sind Akkus und Gas.
Ob Akkus mit höherer Spannung immer besser sind, kann sich jeder selbst erlesen. Billige 11,1er Lipos die SwitchUnits und EFCS Systeme wegbrutzeln sind aber ebenso nervig wie eine ständig jammende Waffe wegen unterkühlten 8,4V NiMh Akkus.
Daher: Hochwertige LiPos oder LiFePos mit hoher Kapazität für viel Geld, können die Waffe funktionssicherer und länger haltbar machen. Ein MG Schütze der jedes halbe Magazin den Akku wechseln muss hat weniger Spaß als der, der einen bis 3 Spieltage durchhält, hat aber auch mehr Geld ausgegeben.
Ähnlich verhält es sich bei Gas. Wer das billigste, schmutzigeste vor Silikon triefendste Greengas nimmt was er findet und anstatt mit einen gerufenen "Bang" die Spieler im CQB mit einer pfurzenden Pistole überrascht, macht zwar mir als Gegenspieler enorm viel Spaß, hat diesen aber selbst erheblich weniger. Hochwertige, gleichmäßige Wintergase oder High Performance Gase (von Stormtec bspw.) welche auch bei niedrigen Temperaturen das Verteilen ganzer Magazine ermöglichen, werden dem Nutzer auch hier mehr Freude bereiten.
Umbauten von AEPs auf LiPos, sowie das Umlöten von Steckern oder der Einbau von Mosfets fällt hierbei unter Tuning.
Das Nutzen von Waffen mit integrierten elektronischen oder gaserischen Verbesserungen fällt unter "mehr Geld für Waffen ausgeben".
Richtige Anbauteile, hochwertige Optiken und Zweibeine, sind natürlich auch immer eine Diskussion wert.
Allerdings wird man bei Verlust eines scharfen Eos weniger Spaß haben, als bei Verlust eines Klons. Die Nutzung allerdings ist ein Unterschied von Welten.
Vielen macht es schon allein Spaß zu wissen, daß auf ihrer Systema ein originales Aimpoint klemmt. Also für sie eine lohnenswerte Investition. Wer oft Optiken verliert (auf Grund des Metas oder eignen Spielstils), wird mehr Spaß an Verschleißoptiken oder (nicht kostenlosen) Schutzvorkehrungen für diese haben.
Wir lernen also: Auf dem richtigen Gelände wird man eigentlich mit jeder G&G Combat Machine für 160€ mehr Spaß haben als mit 100€ Dual Power Waffen.
Hochwertige Waffen über 0,5J; 1,0J oder 2,0J lohnen sich nur bei entsprechenden Meta, welchen ich in Deutschland aber denkbar selten gegeben sehe.
----
Jetzt ist schon wieder, zu einem, wenn auch dem wohl wichtigsten, Thema, eine Wall of Text entstanden und ich glaube, daß kürzere Blogeinträge leichter zu lesen sind, wenn ihr lieber wieder ewig lange wollt: sagt bescheid, dann tippe ich alles auf einmal ab.
Kommende Themen im Pay to Win Bereich:
Tuning; viel Zeit statt viel Geld
Highcaps als Kostenersparnis
Events und Eventkosten (Erfahrung, Spielqualität, Nahrung, Medikamente)
Was ist Erfolg im Airsoft überhaupt? Sieg? Eigener Spaß?